Afghanistan

Fahranaz' Glück

Fahranaz Pirzad, 42 aus Herat, Afghanistan. Verheiratet und Mutter von vier Kindern.

Ich sitze im Wohnzimmer der Familie Pirzad. Fahranaz und alle ihre vier Kinder sind versammelt, der Kleinste, Mohammed (5), sitzt auf dem Schoß des Verlobten von Maryam (19), die gerade ihr Abitur macht. Außerdem wäre da noch Fatima (12) und der älteste der Geschwister, Samad (21), der seit seiner Geburt gelähmt ist und im Rollstuhl sitzt. Die Kinder übersetzen, während ich mit ihrer Mutter rede und bringen auch gerne ihre eigenen Ansichten mit ein.

Wie sah Ihr Leben in Ihrer Heimat aus?

Fahranaz: Ich bin 5 Jahre zur Schule gegangen. Danach war ich Hausfrau.

Was ist Ihre liebste Erinnerung an Afghanistan?

Ich finde alles toll. Gäbe es keinen Krieg, wäre alles gut.

Samad Pirzad (21)
Samad Pirzad (21)

Wie kam es dazu, dass sie nach Deutschland gegangen sind?

Hauptsächlich wegen der Krankheit meines Sohnes Samad. Wegen der guten Medizin hier in Deutschland.     

Auf welchem Weg sind Sie hier hergekommen?

Als Flüchtling.

Sind Sie gleich nach Rostock gekommen?

Nein, ersteinmal nach Nostorf Horst bei Boizenburg.

Maryam, die älteste Tochter
Maryam, die älteste Tochter

Maryam erklärt: In Boizenburg, da ist ein Heim, die Flüchtlinge kommen erst da an. Dort werden ihnen Fragen gestellt: Warum und weshalb sie hierhergekommen sind usw. Das Landesamt entscheidet dann, welche Familie wohin gehen soll. Hier in Mecklenburg-Vorpommern gibt es z.B. in Greifswald, in Wismar, in Rostock, in Stralsund -  überall gibt es Asylbewerberheime. In Rostock gibt es aber die beste medizinische Versorgung. Wegen Samad sind wir dann nach Rostock transferiert worden.

Was haben Sie sich vorher erhofft?

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Fatima

Familie und Leben.

Haben sich diese Hoffnungen erfüllt?

Ja.

Wie sieht Ihr soziales Umfeld hier in Rostock aus?

Maryam beschreibt: Meine Mutter hat total viele Kontakte hier mit afghanischen Familien. Mit Deutschen eher weniger? Es gibt zwei Omas, die hier herkommen. Einfach herkommen, quatschen. Aber nicht so oft wie die Afghanen. Eine kennen wir, seitdem wir im Asylbewerberheim waren, die andere geht mit meinem Vater ins Sportstudio.

Drei Dinge die Sie an Rostock mögen:

Den IGA-Park, Warnemünde,… als Fahranaz eine dritte Sache nennt, fangen alle an zu lachen, Fahranaz schlägt sich die Hand vor den Mund und lacht hinter vorgehaltener Hand.

Ihr Auto hat sie gesagt, vervollständigt Samad den Satz. In der Familie ist es Maryam, die einen Führerschein besitzt.

Drei Dinge die Sie hier vermissen?

Die Familie, Freunde. Maryam: In Afghanistan gab es so spezielle Sehenswürdigkeiten, wie soll ich das sagen, wenn man am Wochenende mit der Familie rausgegangen ist. Fatima: Ungefähr so wie hier den IGA-Park, nur ein anderer Park…

Würden Sie sagen, dass Sie sich hier willkommen gefühlt haben?

Ja.

Finden Sie, dass die Menschen hier und in Afghanistand sich ähneln oder sind sie eher verschieden?

Gute und schlechte Menschen gibt es überall. Aber hier sind die Menschen ein bisschen geduldiger, das kommt wohl auch durch den Frieden.

Welche Gemeinsamkeiten gibt es?

Mohammed Pirzad auf dem Schoß von Maryams Verlobten
Mohammed Pirzad auf dem Schoß von Maryams Verlobten

Maryam: Also das ist meine Meinung: eine Familie ist dann stabil und stark, wenn die Familie zusammenhält.

Fühlen Sie sich hier zu Hause?

Ja.

Was bedeutet für Sie Heimat?

Frieden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Familienglück.


Reis ist nicht einfach nur Reis

Kann man auch alles in Deutschland bekommen, was in Afghanistan zum Kochen verwendet wird? Maryam erklärt, dass in Afghanistan am meisten Reis gegessen wird. So ganz derselbe sei das hier nicht. Einerseits komme der Reis nicht frisch vom Feld, sondern werde importiert, andererseits fehlen auch einige afghanische Gewürze. In Afghanistan ist Reis nicht einfach nur Reis. Er wird auf die vielseitigsten Arten zubereitet. Zwei davon dürfen wir probieren - sie sind sehr weiterzuempfehlen:

Reis mit Karotten und Rosinen

Zutaten: 500 g Reis, 1-2Karotten, 1/2 Pkg Rosinen, Salz, schwarzer Pfeffer, Zimt, Kurkuma, Kreuzkümmel


Der Reis wird eine Stunde in Wasser eingeweicht, anschließend in gesalzenem Wasser und unter Zugabe der Gewürze für 5 min gekocht. Das Wasser mithilfe eines Siebes abgießen und den Reis kurz „abschrecken“. Öl in einen Topf geben und den Reis 30-40 min, abgedeckt mit einem umwickelten Topfdeckel, garen. Die Karotten in kleine Stücke scheiden und mit den Rosinen anbraten. Ist der Reis fertig, einen Teil untermischen, den anderen zur Dekoration obenauf streuen.

Reis mit Shevid (Dill)

Zutaten: 500 g Reis, 75 g Dill (getrocknet), Salz

Die Zubereitung ist gleich wie beim ersten Rezept, nur wird der Dill erst nach dem Abgießen des Wassers hinzugegeben.

Köfte

1 kg Hackfleisch ∙4 Zwiebeln ∙ schwarzer Pfeffer ∙ Salz ∙ Zimt ∙ Kurkuma ∙ Tomatenmark

 

3 Zwiebeln reiben und mit dem Hackfleisch, Pfeffer, Salz und Zimt vermischen. Kleine Bällchen formen. Die vierte Zwiebel hacken und goldbraun anbraten. Etwas Tomatenmark und Wasser dazugeben. Ist die Soße etwas angedickt, Pfeffer, Salz, Zimt und Kurkuma hinzufügen und anschließend die Hackbällchen in der Soße braten.

Spinat