Syrien

Sonia und George

Sonia Khori, geb. 1954, und George Haddad, geb. 1953, aus Aleppo und Homs, Syrien. Beide sind seit etwa drei Jahren in Deutschland. Er ist Hautarzt, sie Elektroingenieurin.

 

George ist ein lustiger Mann, der gerne redet, Sonia ist eher eine stille Frau mit einem warmen Lächeln. George war Chefarzt in einem Krankenhaus, bis er eine Privatpraxis eröffnete. Sonia hatte einen Chefposten inne bei einem großen Stromunternehmen.

2004 hatte George eine Arbeitsstelle in Schweden angeboten bekommen, Sonia vor weniger Jahren eine Einladung in die USA. Die beiden wollten nicht fort aus Syrien. „Warum sollten wir woanders hingehen? Wir hatten alles, was wir uns wünschten. Dann kam der Krieg.“

Bereits kurz nachdem der Bürgerkrieg begann, flohen die beiden außer Landes. „Zuerst waren die Demonstrationen friedlich. Als es in einen bewaffneten Konflikt umschlug, waren viele Menschen damit nicht einverstanden. Ich gehörte zu dem friedlichen Flügel der Revolution.“ Was hat ihn auf die Straße getrieben? „Wir waren gegen Korruption in Syrien. Der Präsident betrachtet den Staat, die Öffentlichkeit als sein Privateigentum. Wenn du deine Rechte einforderst, musst du dafür bezahlen. Das ist Korruption. Die ganze Regierung Syriens war korrupt.“ Sonia fügt hinzu: „Wir leben hier etwa drei Jahre. Wir wissen, wie viel Frau Dr. Merkel verdient. In Syrien lebten wir 60 Jahre, aber wir wussten nicht Bescheid darüber, wie viel Assad verdient.“ Als George sich an den gewaltvollen Protesten nicht beteiligen wollte, wurde er durch andere Revolutionäre bedroht. Ohne nachzudenken, ohne Vorbereitung machten er und seine Frau sich auf, zuerst in den Libanon, dann nach Deutschland.

Was ist ihre liebste Erinnerung an Syrien? George antwortet ohne zu zögern: „Alles. Bis zu den Blättern der Bäume.” Ganz oft innerhalb des Gesprächs schweift George ab, erzählt Detail um Detail aus seinem Heimatland. Und streut gerne Sarkasmus in seine Schilderungen ein: „Ich komme aus Homs. Die Stadt ist so zerstört, sie ist wie Hummus jetzt.“

Wie geht es ihnen in Deutschland? George meint: „Der deutsche Staat ist mehr als eine Mutter und Vater für die Leute.“ Sonia wird hingegen etwas traurig. „Alles, alles gibt es hier in Rostock, aber Freunde? Nein.“ Sie nennt ein Beispiel: „Ich gehe sehr gerne schwimmen, aber ich möchte einmal mit anderen Leuten gehen. Mit einer Freundin. Ich habe es einmal probiert, alleine zu gehen, aber es ist  nicht so schön.“ Auch George findet, dass es schwer sei, Beziehungen aufzubauen. Die Deutschen seien recht kühl. In Syrien seien die Menschen hitziger, aber auch gastfreundlicher. Er erzählt von einer alten Stammessitte: Wer als Gast kommt, wird drei Tage lang nicht gefragt, woher er kommt oder was er möchte. Zuerst muss er trinken, essen und sich ausruhen. Erst nach drei Tagen fragen ihn die Leute: „Was willst du?“

Zum Schluss frage ich die beiden nach ihren drei größten Wünschen. George antwortet: „Dass der Krieg in Syrien endet, das ist der erste.“ Er überlegt nicht lange: „Der zweite: dass der Krieg endet und der dritte: das der Krieg endet.“ Und seine Frau schließt: „Wenn der Krieg nicht endet, soll die ganze Familie hier herkommen.“


Die reiche arabische Küche

Eigentlich ist dieser Text in der falschen Reihenfolge aufgebaut, denn in Syrien wird zuerst gegessen, dann folgt das Erzählen. Sonia und George haben eine Menge Köstlichkeiten vorbereitet:

Kubbe labanée

Zutaten Teig: · 300 g Couscous · lauwarmes Wasser · Salz · Pfeffer

Zutaten Füllung: · 250 g Rindfleisch (gehackt) · 1 Zwiebel · Salz · Pfeffer · 1 TL Paprikapulver · gehackte Walnüsse | Öl zum Frittieren

 

Couscous mit einer Prise Salz und Pfeffer vermengen, nach und nach lauwarmes Wasser hinzugeben, so viel, bis ein weicher, elastischer Teig entstanden ist. Es kann helfen, etwas Öl hinzuzufügen. Ca. 10 Minuten lang kneten. Nun aus dem Teig kleine Kugeln, etwa in der Größe von Ping-Pong-Bällen, in der Hand formen, anschließend mit dem Daumen ein Loch hineindrücken.

 

Für die Füllung die Zwiebeln klein hacken und gemeinsam mit dem Fleisch anbraten, warten, bis die Flüssigkeit verdampft. Gewürze und gehackte Walnüsse hinzufügen.

Nachdem das Fleisch abgekühlt ist, in jedes der Teiglöcher 1-2 TL der Fleischfüllung geben, das Loch wieder verschließen. Es eignet sich, mit feuchten Händen zu arbeiten.

Die Kubbe in einem Topf mit heißem Öl frittieren.

 

Eine Alternative zum Frittieren ist es, die Kubbe in Joghurtsoße zu essen. Dafür benötigt man folgende Zutaten:  · 1 kg Joghurt · 1 EL Stärke · 1 EL Reis (gekocht)

 

Joghurt, Stärke und Reis zusammen in einem Topf verrühren und aufkochen. Dann die Hitze runterdrehen. Am Schluss die Kubbe in den Joghurt tauchen.

 

Muhammara

Zu jedem guten Essen gehört in Syrien ein guter Dip, in den man es tunken kann. Alles mit Soße zu essen, scheint eine besondere deutsche Eigenart zu sein, die längst nicht überall auf der Welt geteilt wird. Muhammara ist eine wunderbare Begleitung zu warmem Essen, kann aber auch als vegetarischer Brotaufstrich dienen:

 

Zutaten: · 1 Kaffeetasse Semmelbrösel · 1 Kaffeetasse zerhackte Walnüsse · Olivenöl ·  ca. 1 Tasse Wasser ·  1 Zwiebel · 1-2 Knoblauchzehen · 3 EL Paprikapaste (im Glas) · Salz · Granatapfelsirup

 

Die Semmelbrösel werden mit den Walnüssen gemischt und mithilfe eines Mixers zerkleinert. Etwas Olivenöl dazugeben. Anschließend Wasser hinzufügen und weiter mixen. Die Zwiebel hacken und die Knoblauchzehen pressen, beides mit einer Prise Salz und der Paprikapaste unterrühren. Letztere lässt sich auch selber herstellen, aber das erfordert viel Zeit, deswegen nimmt Sonia gerne die bereits fertige aus dem Glas. Nachdem alles mit dem Mixer gut vermengt wurde mit Salz, Paprika und Granatapfelsirup abschmecken.

Der Süße Schluss

Das Essen wird oft mit einem süßen Abschluss beendet. Ein einfaches Rezept ist folgendes: Traubensirup oder Zuckerrübernsirup wird mit Sesamöl und Stärke zusammengemischt. Nach der Mahlzeit nimmt man ein Stück Brot und isst es mit dem Dip.